Er hat Jehova gesagt – denn auch ich bin nicht frei von Vorurteilen und beginne meinen Test des Amazon Kindles, welcher mich kurz vor dem Weihnachtsfeste im letzten Jahr erreichte, mit einem zwiespältigen Gefühl. Fangen wir aber vorne an: als Ende des letzten Jahres der Amazon Kindle in seiner aktuellen Generation (nix Touch, nix 3G) bei mir eintraf, klangen mir die unzähligen Rufe im Hinterkopf „Bücher sterben aus…“ vs. „Die Haptik eines Buches kann man einfach nicht ersetzen.“. Zeit sich ein eigenes Bild zu machen, immerhin ist es schon die vierte Generation von Amazons eigenem Spross der elektronischen Leserchen.
Auspacken:
Der Kindle kommt im schlichten Pappeinband, durch eine Reißlasche schnell geöffnet, strahlt dem Käufer bereits das Gerät an. Wenig Lieferumfang, ein paar kleine Blättchen herkömmlichen Papieres und ein Micro-USB Kabel, welches als Datenkabel und Ladekabel fungiert. Ein Adapter um das Kabel direkt in die Steckdose zu stecken fehlt völlig, so dass, sollte es diese Nutzergruppe überhaupt noch geben, all Diejenigen vorerst ausgeschlossen sind, die keinen PC oder Notebook ihr Eigen nennen können, oder zumindest einen entsprechenden Adapter besitzen.
Einrichtung:
Erstmalig an den PC angeschlossen (eine herkömmliche Stromzuvor reicht ebenfalls völlig aus), möchte der Kindle, der bereits mit dem eigenen Amazon Account verbunden ist, final eingerichtet werden. In wenigen Schritten ist dies geschehen, die Einrichtung ist völlig selbsterklärend. Sollte man bisher 1-Click als Kaufoption gemieden haben, so wird man nun genötigt, denn Buchtitel gibt es für den Kindle nur per 1-Click. Wer dies nicht möchte, der ist von Amazons Angebot ausgeschlossen und kann sich seine Inhalte nur direkt per USB-Kabel übertragen oder als E-Mails an das @kindle.com Mailkonto senden, welches die Inhalte an den eigenen Kindle weiterleitet. Der Kindle frisst Daten in folgenden Formaten (Liste lauf Amazon.de): Kindle (AZW), TXT, PDF, ungeschützte MOBI, PRC nativ; HTML, DOC, DOCX, JPEG, GIF, PNG, BMP nach Konvertierung. EPUB fehlt und lässt einige Quellen aussen vor, gerade wenn es um DRM geschützte Inhalte geht. Zwar konvertieren Verwaltungsprogramme wie calibre, streiken bei der Verarbeitung von DRM geschütztem Material leider.
Hardware:
Der Kindle kommt mit schlanker Taille daher und bringt mit 170 Gramm kaum mehr als ein modernes Smartphone auf die Waage. Mit WLAN ausgerüstet und Platz für bis zu 1400 Büchern, wie Amazon schreibt (effektiv heisst dies rund 1,25 verfügbarer Speicherplatz), stehen Tür und Tor offen, mit Inhalten befüttert zu werden. An den Gehäuseaussenseiten befinden sich die Tasten zum Vor- bzw. Zurückblättern, auf jeder Seite jeweils beide. Das mag anfangs irritieren, doch man gewöhnt sich sehr schnell eine einhändige Bedienung des Kindles an, ab dann weiss man die Tastenanordnung zu schätzen. Unter dem Display gibt es (von links nach rechts) eine Zurücktaste, eine Taste die die virtuelle Tastatur öffnet, ein 4 Wege Kreuz mit zentralem Button, eine Menütaste sowie die Taste die immer wieder zurück auf den Home-Bildschirm führt. Die Geräteunterseite wird von einem Micro-USB Anschluss, sowie der An/Aus-Taste geziert. Mehr gibt der Kindle nicht her, ausser einer leicht gummierten Geräterückseite. Alles dreht sich um das e-Ink Display auf der Gehäusefront, welches 6 Zoll misst und die Inhalte bei einer Auflösung von 600×800 Pixeln mit bis zu 167 dpi in 16 Graustufen darstellt.
Das Anfassgefühl stimmt, die Tasten um die Seiten zu wechseln haben einen angenehm sanften Druckpunkt, die restlichen Tasten einen knackigen. Einzig die An/Aus-Taste ist ungewohnt angeordnet und steht leicht aus dem Gerät heraus. Hat man eine flache Unterlage, kann man die Taste ungewollt betätigen – sofern man den Kindle direkt auf der unteren Geräteseite ausbalanciert. Anfängliche versehentliche Seitenwechsel verbessert die zunehmend sichere Haltung des Kindles in der eigenen Hand. Alles eine Sache des Trainings!
Einen besseren Eindruck schaffen bewegte Bilder, also schaut euch den Videobeitrag zum Amazon Kindle an:
Software:
In Sachen Betriebssystem setzt Amazon auf proprietäre Kost, hier ist nicht viel Spielraum für den Anwender. Seine Inhalte kann man sich zu Gruppen zusammenfassen, da hört es mit der Übersichtlichkeit aber schnell auf. Da man auf dem Kindle aber sicherlich ein Buch nach dem anderen liest, sollte es kein Problem sein wie ordentlich sortiert die Inhalte nun sind. Aktuelle Inhalte stehen immer ganz oben in der Liste, seien sie nun neu gekauft, oder aktuell gelesen worden. Mehr braucht man nicht um Bücher zu konsumieren. Der experimentelle Browser ist eine nette Option, mehr aber auch nicht, um Textinhalte auf dem Kindle zu konsumieren reicht er aber allemal, für alles andere gibt es PCs und Tablets, die in dieser Hinsicht natürlich wesentlich bevorteilt sind.
Fazit:
Ich habe lange gewartet und die ersten Generationen der e-Ink Reader ausgelassen, mit dem Kindle bin ich aber sofort warm geworden und war davon tatsächlich überrascht. Das Lesegefühl ist super, das Gewicht ideal und Technik fühlt sich eh gut an und riechen kann sie auch – also ab mit den Büchern in den Schrank, nette Dekoartikel sind sie ja weiterhin. Gelesen wird aber nur noch auf dem Kindle! „Dicke“ Schinken liest man ermüdungsfrei in nahezu jeder Körperlage, das geht mit dem toten Holz einfach nicht. In grellem Sonnenschein lässt es sich gut lesen, ebenso in Innenräumen, das matte Display und die elektronische Tinte wissen zu überzeugen. Allerdings brauche ich früher eine externe Lichtquelle als beim Buch, das ist aber auch schon alles. Der Kindle Paperwhite mit Hintergrundbeleuchtung ist ja in den USA schon am Start, ich bin gespannt wie ermüdungsfrei das Lesen mit diesem noch bleibt.
So kann ich nur sagen: Wer gerne liest, der sollte einen Kindle besitzen! Kleines Packmaß, gutes Gewicht, viel Platz für gute Bücher und ein Preis von mittlerweile gerade mal 79€.
Welche Erfahrung habt ihr bisher mit dem Amazon Kindle oder e-Book Readern an sich gemacht? Rein in die Kommentare und eure Sicht der Dinge präsentiert!
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