Google Wave betrat zum 30. September (1. Oktober, je nach Zeitzone) die internationale Bühne und stiess einen Hype los, wie man ihn selten gesehen hat. Jeder wollte eine der sagenumwobenen Einladungen ergattern, denn Google lässt vorerst nur rund 100000 Benutzer für das System zu, jeder von ihnen muss eine Einladung vorweisen können, ansonsten bleibt ihm der Zugang verwährt. Eingeladene Benutzer können bis zu 8 Leute für die Nutzung von Google Wave nominieren, die Freischaltung dieser Nominierten obliegt wiederum Google. Man konnte vernehmen dass die ersten Nominierten bereits freigeschaltet wurden.
Mittlerweile finden sich im Netz genügend Berichte über Google Wave, von Leuten die es wirklich getestet haben, aber auch andere von Autoren, die aufgrund der Beschreibung des Systems und den Erfahrungsberichten anderer, eine Meinung verfasst haben. Unterschiedlicher könnten die Berichte nicht sein, wie das nun immer so ist, wenn Menschen etwas testen. Dem einen gefällt es, dem anderen nicht.
Nach ein paar Tagen Google Wave Einsatz will auch ich nicht zurückstehen und meine subjektive Meinung zu Google Wave kund tun.
Fangen wir aber am Anfang an. Was hat man zuvor von Google Wave erfahren können? Es wurde als Kommunikationsdienst/Kommunikationstool vorgestellt, dass das veraltete Herangehen der E-Mail an die heutige Zeit anpassen sollte. Dazu gab es ein Video von Google mit viel Szenenapplaus für die rudimentärsten Funktionen, schon ein bisschen Sitcom like.
Zuvor war Google Wave in einer Developer Version von wenigen Auserwählten zum Testen freigegeben und startete nun in die Preview Version, quasi eine „zwischen Alpha und Beta“ Testphase. Primäres Ziel von Google: Zuverlässigkeit der Systeme testen, Systemanforderungen überprüfen, Skalierung und und und.
Nun gut, all diese Dinge im Hinterkopf und viele Berichte, die ich mir in der Zwischenzeit angelesen hatte, später, kann es nun also losgehen.
Einen Google Account habe ich schon, so kann ich Wave direkt mit meinem Account verknüpfen. Wer keinen Account hat, wird nach Aufruf seines Einladelinks aufgefordert ein Konto zu erstellen. Ohne Google Konto, kein Google Wave, man treibt seine Dienste geschickt an die Kunden, aber gibt es noch Internetnutzer ohne Google Konto? Hat man sein Konto verknüpft, bzw. erstellt, bekommt man eine brandneue @googlewave.com Adresse, die man ausschliesslich hierfür nutzen kann. Eine Kommunikation zwischen Wave und „herkömmlicher“ E-Mail ist nicht möglich, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Früher oder später wird dies sicherlich ein erklärtes Ziel von Google sein, gerade in Zeiten der Mashups, die man überall findet. Um Wave als E-Mail Ersatz zu etablieren wird man auch mit diesem kommunizieren können müssen, ohne all die Wave Funktionen, jedoch als zentrale Kommunikationsplattform der Wave Benutzer, will man diese im System gebunden sehen.
Nach dem ersten Einloggen sieht alles noch schön übersichtlich aus (leider hab ich zu diesem Zeitpunkt keinen Screenshot gemacht ;)), man wird mit einer nahezu leeren Inbox begrüsst, nur ein paar Waves von Google befinden sich hier. Tipps für den ersten Einstieg kann man in diesen Waves finden, bzw. neue Leute zu Google Wave einladen, sollte man nicht einen „Nominiertenaccount“ haben, diese haben keine Einladungswave.
Links findet man seine Ordner, gefüllt mit den üblichen Verdächtigen: Inbox, und Trash, aber auch Spam befinden sich hier schon. Im späteren Verlauf werden sich hier weitere Ordner und die Suchen finden, die man selbst angelegt hat. Das passiert recht schnell. Gerade während der aktuellen Previewphase greift man auf die Suche, da man keine, oder nur sehr wenige Kontakte zu Beginn hat und somit schlecht testen kann. Mittels einer Sucheingabe von „with:public“ bekommt man alle öffentlichen Waves angezeigt und wird vom permanenten Platzwechsel der Waves schnell überfordert sein, denn jede Wave in der etwas verändert wurde, wandert wieder an die erste Position der öffentlichen Suchergebnisse. Man kann seine Suche verfeinern und gezielter nach Waves suchen, die dem eigenen Interesse nahe kommen. Eine Suche mit „with:public german“ grüsst uns mit den ersten Waves in deutscher Sprache. Aufgrund der mangelnden Benutzerzahlen sind diese noch recht arm in ihrer Anzahl, was man im finalen Betrieb sicherlich anders vorfinden wird.
Alle Waves liegen auf den Google Servern. Die Struktur birgt Vorteile gegenüber dem gewöhnlichen E-Mail Verkehr. Mails die an mehrere Adressaten gerichtet sind, erreichen diese auch immer. Man ist nicht darauf angewiesen dass jeder Teilnehmer daran denkt auf „An alle Antworten“ zu drücken, damit der Gesprächsfluss nicht abreisst. Anhänge gehen nicht verloren. Neue Adressaten hinzuzufügen ist nun auch ein Leichtes, denn diese können sich mittels Playback, einer Art Aufnahmefunktion der Entwicklung der Wave, über die bisherigen Einträge Schritt für Schritt informieren. Gerade in umfangreicheren Waves mit vielen Teilnehmern und Einträgen ist dies das einzige Mittel um halbwegsden Überblick zu behalten. In Zukunft soll Wave soweit freigegeben werden dass man sich die Software auf den eigenen Server installieren kann, gerade für den Unternehmenseinsatz unerlässlich, wer legt schon gerne seine Unternehmensdaten in Googles Hände. Hier bleibt nur der Weg über Server, die unter der eigenen Kontrolle stehen.
Ab hier wird es dann auch interessant mit der Performance, die aktuell, gerade bei den sehr grossen Waves, nicht gerade berauschend daher kommt. Stellenweise bauen diese Waves so langsam auf, dass man denkt der Browser wäre abgestürzt. Man muss allerdings dazu sagen dass in solchen Waves stellenweise die volle Funktionspalette von Wave getestet wird und mehrere Bilder, Gadgets und Robots die Wave verlangsamen, in einer normalen Konversation, wie man sie sich in Zukunft mit Wave gestalten wird, sieht das sicherlich anders aus. Da werden sich Waves mit Bildern finden, andere werden als Einladungen gebraucht werden und eine kurze Umfrage zur Teilnahme, sowie eine Google Maps Karte mit dem Veranstaltungsort beinhalten, eventuell sogar noch die Wettervorhersage für den Zeitpunkt der Veranstaltung. Ob Waves diesen Umfang überschreiten werden, wird man sehen. Die Teilnehmerzahl pro Wave wird sicherlich in einem Rahmen zwischen 2 und 10 Mitgliedern liegen, hier zeigt sich auch noch kein Performanceproblem in der Preview. Die Echtzeitanzeige der Verschreiber des Gegenübers würde ich mich allerdings als eine optionale Funktion wünschen, denn das kostet Performance und Ansehen! 😉
Die Übersicht in Waves zu behalten, die nur zwischen ein paar Teilnehmern geführt werden und ähnlich der E-Mail Kommunikation ablaufen, ist kein Kunststück. Die Übersicht über die eigene Inbox zu behalten allerdings schon, hier sollte man frühzeitig eigene Ordner anlegen und sich selbst organisieren, IMAP Nutzer kennen das ja schon. Dank des All Ordners ist man schnell in einer Ansicht in der man alle Waves sieht die sich verändert haben. Eine Filterfunktion fehlt bisher, Waves landen immer in der Inbox, aus dieser heraus muss man sie selbst verschieben. Sicher wird eine solche Funktion in Zukunft implementiert werden, ist sie doch Usus im Kommunikationsverkehr.
Interessant sind die Gadgets und vor allem die Robots, die man zum einen in Waves einbinden , oder daran teilnehmen lassen kann. Robots werden als Teilnehmer behandelt und finden sich im eigenen Adressbuch wieder, nachdem man sie hinzugefügt hat. Jeder Robot hat eine eigene Wave E-Mail Adresse und kann über diese hinzugefügt werden. Wie man an die Robots kommt habe ich schon im Beitrag HowTo: Google Wave und die Robots beschrieben. Allgemein wünscht man sich eine bessere Dokumentation der Wave Funktionen, hier gibt es so viel, was man sich mühsam zusammenlesen muss, wahrscheinlich aber auch eine Begleiterscheinung der Preview. Waves wie „Wave FAQ“ helfen hier aus. In der Suche nach „with:public Wave FAQ“ suchen! Zurück zu den Robots, diese gibt es für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle, ob sie nun dazu da sind Zeichenkombinationen in Smilies umzuwandeln, eine Schnittstelle zu Twitter bieten, RSS Feeds in eine Wave einlesen oder den Benutzer per IM Benachrichtigung über Änderungen in einer Wave hinzuweisen, die Möglichkeiten sind schon jetzt beinahe unendlich. Robots kann man Waves mit mehreren Teilnehmern zufügen und hat somit die Möglichkeit, wie im Falle von Tweety dem Twitter Robot, einen Account von mehreren Benutzern füllen zu lassen. Ideal wenn man für die Webseite einen Twitteraccount betreibt und diesen befüllen möchte.
Ich denke als ersten Einblick sollte das reichen, man könnte über Wave allerdings noch viel mehr schreiben. Gerade über die potenziellen Anwendungsgebiete für die Wave passend sein könnte. Die Zukunft wird zeigen wohin der Weg von Wave geht und wer im ersten Schritt Wave nutzen wird. Google selbst hat eine Plattform zur Verfügung gestellt, mit der man in viele Bereichen gut arbeiten kann, primär heisst es nun Anwender zu finden und damit sind nicht reine Benutzer gemeint, sondern Firmen die Wave in ihre Dienste integrieren und somit zur Verbreitung der Technik beitragen. Da Waves in Webseiten eingebunden werden können, sind die potenziellen Möglichkeiten gross, nur nutzen muss man sie noch.
Mein persönliches erstes Fazit schwankt zwischen Ernüchterung und positiver Zukunftsprognose.
Aktuell ist entweder nichts los, wenn man die eigenen Kontakte anschaut, oder zuviel los, sobald man sich in die Welt der öffentlichen Waves gewagt hat und man ist schnell überfordert. Klar gewöhnt sich der Mensch an vieles, aber man muss ihm zur Akzeptanz des Neuen Brücke bauen. Bei Wave besteht die Gefahr dass der Schritt zu gross wird. Menschen die sich schon heute viel im Netz und den verfügbaren Medien herum treiben werden keine Probleme haben, die weniger erfahrenen Anwender, die gerade dazu in der Lage sind E-Mail zu versenden, werden mit Wave in der aktuellen Form nicht klar kommen. Sollten jedoch Anbieter Wave als Plattform für sich entdecken und dem Anwender eine, auf die Kommunikation zugeschnittene, Variante von Wave zur Verfügung stellen, kann die Hemmschwelle soweit gesenkt werde dass jeder damit klar kommt.
Die Möglichkeiten sind beinahe unerschöpflich, die Gefahr des Scheiterns, aufgrund von Informations- und Funktionsüberfluss, ist jedoch sehr gross.