Das Strahlen in ihren Augen

Es ist nun schon ein paar Jahre her als ich meine erste Beziehung hatte.
Die Frauen haben sich ge?ndert, aber das, wovon ich nun erz?hlen m?chte, ist immer gleich geblieben.
M?nner und Frauen unterscheiden sich ja generell. Beim Einkaufen fundamental!

Es ist ein sonniger Fr?hlingssamstag.
Ich bin das erste Mal mit ihr unterwegs zum Einkaufsbummel. Es ist eines dieser Beziehungsdinge, die man damals, in seinem jugendlichen Leichtsinn, glaubte tun zu m?ssen.
Wir fahren also nach Frankfurt in die Innenstadt, die Zeil sollte das heutige Ziel werden. Es ist alles schon von ihr durchdacht. Sie lotst mich zum Anfang/Ende der Zeil, jenachdem von welcher Seite man es sieht und will hier ihre Pirsch beginnen.
Also rein in den ersten Laden. Es ersteckt sich Kleiderst?nder hinter Kleiderst?nder vor mir.
Ich f?hle mich leicht ?berfordert, der Herzschlag nimmt zu.

Sie schlendert durch den Laden, ich tappe hinterher, mime freudige Anteilnahme. Es kommt mir vor als w?rde sie alles in die Hand nehmen, was in diesem Laden h?ngt, nur um dann das begutachtete Kleidungsst?ck, vor sich hin brabbelnd, zur?ck zu h?ngen.

Mir geht durch den Kopf wie ich es bisher beliebte ein zu kaufen: Vorher Gedanken machen was ich brauche, den Laden ansteuern, von dem ich weiss, dass das gesuchte St?ck dort verkauft wird. Reingehen, Ware aus dem Regal greifen, bezahlen und wieder raus. Die Gr?sse kenne ich ja, denn was bisher gepasst hat, wird auch in Zukunft passen, auch wenn sich das mit den Jahren ge?ndert hat, aber dann probiert man es halt schnell an und geht dann. Ich habe noch nie das Verlangen gehabt mehr als zwei unterschiedliche Kleidungsst?cke zu testen, denn entweder es gef?llt, dann nimmt man es mit/ probiert es an, oder es gef?llt nicht, dann l?sst man es h?ngen. Ganz nach dem Motto, nach dem ich von meinem Vater die Kleidungsjagd erkl?rt bekommen habe: Geguckt wird mit den Augen!

Wie auch immer, sie scheint ein Kleidungsteil gefunden zu haben, ihre Augen leuchten, die Stimme wird h?her und f?ngt beinahe vor Gl?ck zu quietschen an.
Mein Herzschlag wird wieder ruhiger und ich schlage den Weg richtung Kasse ein.
Auf halbem Weg entscheidet sie, es k?nnte eventuell doch nicht das richtige Teil sein, wir sollten doch erstmal weiter schauen.
Also raus aus dem Laden, rein in den n?chsten.
Mein Herzschlag erh?ht die Frequenz erneut.
Neuer Laden, beinahe altes Spiel, viel probiert und nix gef?llt.
Weiter geht es zu Nummer drei, dann vier, f?nf, ich weiss nicht wie viele L?den es waren. Ihre Laune verschlechtert sich von Kleidungst?ck zu Kleidungsst?ck.
Ich bekomme nasse H?nde.
Es f?ngt an mir zu d?mmern, dass es doch kein guter Plan war, gemeinsam einkaufen zu gehen, man hat ja schon von den Geschichten geh?rt, wie ungeniessbar frustierte Frauen sein k?nnen, wenn sie nicht das passende St?ck Kleidung finden, viele sind dann besser zu meiden, andere bet?tigen einen Frustkauf und sind ebenfalls zu meiden. Eine Sackgasse, was die Harmonie f?r das restliche Wochenende betrifft, eventuell sogar f?r die n?chste Woche.
Ich versuche es mit gutem Zureden.
So richtig will das aber nicht funktionieren, es ist als w?rde man versuchen jemanden aufzuheitern, der gerade einen Verwandten verloren hat, nichts klingt wirklich passend.

Wir verlassen also nach gef?hlten 6 Stunden den letzten Laden, ich schweissgebadet, sie mit mittlerweile wieder bester Laune.
Warum auf einmal der Stimmungsumschwung frage ich mich.

„Na dann lass uns mal auf den Heimweg machen.“, sage ich.

„Wieso das? Wir m?ssen nochmal in den ersten Laden, da gab es doch dieses super Kleid, wovon mir meine Freundin erz?hlt hatte, darauf freu ich mich schon die ganze Woche, weisst du noch, das was ich dir da gezeigt hatte?“, erwidert sie.

„Warum hast du das denn nicht gleich mitgenommen?“, h?re ich mich ungl?ubig stottern.

„Na wir wollten doch Einkaufen gehen, da darf man doch ein bisschen gucken, oder nicht?“, ist die Antwort.

Es wird also nun das Teil aus dem ersten Laden gekauft, von dem man vorher schon wusste, das man es will.
Das Teil, das man wie jeder andere Mensch (Mann) h?tte anprobieren und direkt kaufen k?nnen und dann direkt den Heimweg h?tte antreten k?nnen.
Aber nein, man muss zwischendrin 5 Stunden schlechte Laune verbreiten um dann doch wieder zum Anfang des Tages zur?ck zu kehren und das zu machen, was man ohnehin schon geplant hatte.

Danke!

Die Frauen haben sich nicht ge?ndert, meine Taktik schon. Einkaufen gingen sie seitdem alleine und ich habe nur den freudigen Teil erlebt. Die R?ckkehr und das erneute Anprobieren.
Wobei, das ist wieder ein anderes Thema, denn: Was im Laden passt, passt auch zu Hause!
Oder wie war das?